Brückepreis

Internationaler Brückepreis geht an:

2010 - Prof. Dr. Tadeusz Mazowiecki

(1927 - 2013)

Prof. Dr. Tadeusz Mazowiecki
Die Gesellschaft zur Verleihung des Internationalen Brückepreises vergab den Brückepreis 2010 an den ehemaligen polnischen Ministerpräsident Prof. Dr. Tadeusz Mazowiecki. Der Festakt zur Preisvergabe fand am Freitag, den 22.10.2010 ab 19:00 Uhr in der ehemaligen Synagoge der Stadt Görlitz statt. Ministerpräsident Mazowiecki war persönlich anwesend und nahm den Brückepreis entgegen.

Laudatio/Grußworte
Begründung
für die Vergabe des Internationalen Brückepreises der Europastadt Görlitz/Zgorzelec 2010 an Prof. Dr. Tadeusz Mazowiecki
 

Tadeusz Mazowiecki ist ein glühender Demokrat, Politiker, Staatsmann, namhafter Schriftsteller, Publizist, katholischer Aktivist und Kämpfer für Freiheit und Menschenrechte. Er war der erste nicht-kommunistische Ministerpräsident in Mittel- und Osteuropa nach dem 2. Weltkrieg. Seine Bereitschaft, den Dialog mit dem deutschen Kanzler Helmut Kohl zu einem friedlichen Miteinander aktiv zu suchen und zukunftsorientiert zu führen, trug substantiell zur Entwicklung Europas in seiner heutigen Form bei – einschließlich der deutschen Einheit. Mazowiecki betonte in diesem Zusammenhang, dass „der Versöhnungsprozess kein Prozess des Vergessens ist. Dazu gehören die Aufgeschlossenheit, die Bereitschaft zum Dialog, zum Gespräch und zur Vergebung.“

Tadeusz Mazowiecki gründete 1958 die katholisch-intellektuelle Monatszeitschrift „Wiez“ und wurde deren Chefredakteur. Er beteiligte sich am Widerstand katholischer Intellektueller in Breslau gegen die kommunistische Regierung. Seit 1980 arbeitete er als Berater von Lech Walesa und nahm später an den berühmt gewordenen Runden-Tisch-Gesprächen teil. Tadeusz Mazowiecki entwickelte „die polnische Dialogform“, ohne die die friedliche Revolution der Solidarność und der gewaltlose Übergang von der Volksrepublik Polen in die 3. Republik Polens nicht möglich gewesen wäre. Diese Ereignisse waren ein bedeutender Impuls für die demokratische Wende in ganz Mittel- und Osteuropa.

Nach seinem Rücktritt vom Amt des Ministerpräsidenten war er u. a. als UNO-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im ehemaligen Jugoslawien tätig, wo er – unter Einsatz seines Lebens - die gravierenden Verletzungen der Menschenrechte seitens aller Parteien publik machte und anprangerte.

Die Gesellschaft zur Verleihung des Internationalen Brückepreises ehrt mit Tadeusz Mazowiecki im 20. Jahr nach der Wende einen der Menschen, der maßgeblich und durch seinen persönlichen Einsatz zu jener politischen und sozio-kulturellen Entwicklung beigetragen hat, die die deutsche Wiedervereinigung möglich machte. Sein Eintreten für die Freiheit in Europa, für Verständigung und Aussöhnung der Völker wirkt bis heute nach. Er ist einer der bedeutendsten Brückenbauer des 20. Jahrhunderts in Europa.

Görlitz, den 26. April 2010
 

Prof. Dr. Willi Xylander
Präsident der Gesellschaft zur Verleihung
des Internationalen Brückepreises der Europastadt Görlitz/Zgorzelec

Am Sonnabend, den 23.10.2010, fand ab 10.30 Uhr im Dom Kultury in Zgorzelec das traditionelle Preisträgergespräch statt, bei dem Ministerpräsident Mazowiecki Fragen von zwei Moderatoren und den Bürgern der Europastadt beantwortete. Die Moderatoren waren Sebastian Beutler (Sächsische Zeitung) und Dr. Kazimierz Wóycicki (Gazeta Wyborcza).

©Gesellschaft zur Verleihung des Internationalen Brückepreises der Europastadt Görlitz/Zgorzelec