Internationaler Brückepreis geht an:
1998 - Jiří Gruša
(1938- 2011)
Begründung
Das Engagement von Jiří Gruša wurde im Jahr 1998 mit dem Internationalen Brückepreis der Europastadt Görlitz/Zgorzelec gewürdigt.
Das sozialistische Regime der Tschechoslowakei wollte den 1938 geborenen Schriftsteller mundtot machen. Sie schafften es nicht. Jiří Gruša vertrat das demokratische Tschechien als Botschafter in Deutschland. Er hat den Menschen im gesamten Ostblock Mut gemacht, Menschenrechte einzufordern und sich gegen totalitäre Regime einzusetzen.
Im Oktober 2011 verstarb Jiří Gruša.
Lebenslauf
1938 Jiri Grusa wird im böhmischen Pardubice geboren.
1957-1962 An der Karlsuniversität in Prag studiert Jiri Grusa Philosphie und Geschichte.
1969 Sieben Jahre arbeitet er als unbiegsamer Redakteur. Als der 26-Jährige in einem Artikel die stalinistische Poesie der 50er Jahre kritisiert, ziehen die Mächtigen die Notbremse. Das repressive System der Tschechoslowakai erteilt ihm Berufsverbot.
1970-1972 Als freier Mitarbeiter am Theater übernimmt Jiri Grusa verschiedene Tätigkeiten. Heimlich tippt und verbreitet er verbotene Texte.
Ab 1973 Offiziell arbeitet er in diversen Baufirmen. Inoffiziell publiziert er Gedichte und Erzählungen.
1977 Der Schrifsteller gehört zu den Initiatoren und Unterzeichnern der Charta 77.
1978 Grusa wird verhaftet. Sein erster Roman „Dotaznik“, eine ironisch naive Anspielung auf einen amtlichen Fragebogen, wird im Westen veröffentlicht. In seiner Heimat muss Jiri Grusa dafür zwei Monate ins Gefängnis.
1981 Während einer Reise durch die USA wird der Schriftsteller ausgebürgert. Die Behörden verweigern ihm die Rückreise in die Tschechoslowakai. Fortan lebt er in der BRD, beantragt zwei Jahre später die deutsche Staatsbürgerschaft.
1990 Nach der Wende 1989 kehrt Jiri Grusa ins demokratische Tschechien zurück. Sein Freund und Schriftstellerkollege Vaclav Havel, mittlerweile Präsident der neuen Föderation, bittet ihn, tschechischer Botschafter in Bonn zu werden. Grusa stimmt zu.
1998 Das Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen und die Stadt Görlitz ehren das Engagement des 59-Jährigen und verleihen ihm den Brückepreis. Er habe den Menschen im gesamten Ostblock Mut gemacht, Menschenrechte einzufordern und sich gegen totalitäre Regime einzusetzen.